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Thema

Hand-werk vom Feinsten: Keramik von Rehau

Es ist Hand-Werk im wahrsten Sinne des Wortes. Die Vorratskästen REHAU für Brot, Kartoffeln und Zwiebeln – und den Wein- und Sektkühler der Serie – lässt MAGAZIN in der namensgebenden oberfränkischen Gemeinde fertigen. Es braucht zahllose eingeübte Handgriffe, damit aus dem archaischen Material Ton die von Kai Linke entworfenen Gefäße entstehen.

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Kartoffel- und Zwiebelaufbewahrung von Rehau

Reportage

Altes Wissen für die neue Zeit

Designer Kai Linke hat die Keramikgefäße REHAU entworfen, wir haben den Frankfurter Designer bei einem Besuch in der Produktion in Rehau begleitet.

Kai LinkeKai Linke

Kai Linke und Matthias Kaufmann, der Frankfurter Designer und der Geschäftsführer von Kaufmann Keramik begrüßen beim Rundgang durch die Produktion sichtlich vergnügt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, prüfen die am Morgen gegossenen Rohlinge und begutachten die zum Brand aufgestapelte Ware. „Die Zusammenarbeit mit Kaufmann Keramik ist mir die liebste“, sagt Linke. „Die Qualität der Produkte ist gut, ich weiß, wo sie produziert werden und ich kenne die Menschen, die sie herstellen.“ Matthias Kaufmann ergänzt: „Als Familienunternehmen sind wir ganz ehrlich unterwegs. Wir haben die ganze Wertschöpfungskette im Haus, da wird nichts ausgelagert.“

Es ist ein eingespielter Ablauf: Von Hand zu Hand, von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz wandern die Keramikobjekte durch die Produktionshalle bei Kaufmann Keramik. Doch die einfache Form der Brot-, Kartoffel- und Zwiebelkästen verrät nicht, wievieler Hände Arbeit wirklich darin steckt. Das fängt an beim Gießen, der flüssige Ton muss für jedes Teil einzeln in die Gussformen gefüllt werden. Nach etwa zwei Stunden werden sie behutsam aus der Form genommen – natürlich per Hand. Nachdem sie mehrere Tage langsam getrocknet sind, werden an der nächsten Station händisch die Kanten gesäubert und die Oberflächen geschliffen. Weiter geht es zum Glasieren: Ein Mitarbeitender besprüht Deckel und Gefäße in einem eleganten Schwung aus dem Handgelenk mit der Glasur. Schließlich das Brennen bei 1.050 Grad im großen Ofen: Per Hand wird das Brenngut auf einen Wagen gestapelt, und per Hand wird es nach dem Brand wieder heruntergenommen, eingelagert und später auf Paletten verpackt für den Versand. Und das alles mitten in Europa! In der knapp 10.000 Einwohner*innen zählenden oberfränkischen Gemeinde Rehau, in der traditionsreichen deutschen Porzellan- und Keramikregion unweit der tschechischen Grenze.

Reportage RehauReportage Rehau
Reportage RehauReportage Rehau
Reportage RehauReportage Rehau

Linke arbeitet bereits seit über zehn Jahren mit der Manufaktur zusammen, Kaufmann ist Spezialist für Kachelofenkeramik und vertreibt auch eine eigene Kollektion von Wandfliesen. Insgesamt rund 70 Männer und Frauen sind in Rehau beschäftigt, neben Linke gestalten auch der Designer Sebastian Herkner oder das Innenarchitektur-Studio Aberja Ofenkacheln und Fliesen für das Familienunternehmen. Wann die Idee aufkam, Kästen für Brot, Kartoffeln und Zwiebeln zu entwickeln, wissen Kai Linke und Matthias Kaufmann gar nicht mehr genau. Neu ist sie jedenfalls nicht: Denn schon seit Jahrtausenden kennen Menschen die besonderen Eigenschaften der Keramik, die prädestiniert ist für die Lagerung von Nahrungsmitteln. Der offenporig gebrannte Ton der REHAU-Gefäße nimmt 10 bis 15 Prozent Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Deshalb wird das Brot in den Kästen nicht so schnell altbacken, und auch das Gemüse bleibt länger frisch.

„Man kann das Handwerk in den Sachen richtig spüren.“

Am Anfang des Entwurfsprozesses recherchierte Kai Linke zunächst, wie Lebensmittel überhaupt gelagert werden können. „Man mag vielleicht denken, Kunststoff oder Glas wären am besten geeignet zur Aufbewahrung, aber das stimmt oft gar nicht“, so der Designer. „Auch Käse oder Aufschnitt wie Wurst und Schinken halten sich länger in keramischen Gefäßen.“ Mit kleinen Designdetails machte Kai Linke die Kästen noch besser: Die Version für Kartoffeln und Zwiebeln hat an den Seiten kleine Löcher, damit die Luft zirkulieren kann. Und der Boden des Brotkastens ist versiegelt, so lässt er sich besser reinigen. Linkes Ansatz: Einen guten, funktionalen und langlebigen Gegenstand entwerfen. „Kein Trendprodukt. Man soll lange daran Spaß haben.“ Vorgaben hatte er keine, die Gestaltung der Gefäße ergab sich zum Teil aus den Produktionsbedingungen: Ein konisch zulaufendes Objekt lässt sich nach dem Gießen leichter „ausformen“, also aus der Form nehmen. Als Designer sieht sich Kai Linke in der Verantwortung, neue Anwendungen und Produkte für überkommene Materialien und Handwerkstechniken zu entwickeln. Nur so könne altes Wissen bewahrt werden für die Zukunft. „Mein Designerherz schlägt einfach höher, wenn ich sehe, wie hier gearbeitet wird“, schwärmt er. „Wie oft ein Produkt in die Hand genommen wird. Man kann das Handwerk in den Sachen richtig spüren.“

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Interview mit KAI LINKE

Zeitgenössisches Design und traditionelles Handwerk – wie passt das zusammen?
Hervorragend! Ich glaube, dass das Handwerk schon immer das zeitgenössische Design beeinflusst hat – und andersherum.

Wie kamst du auf die Idee, Aufbewahrungsgefäße für Keramik zu entwerfen?
Die Menschen haben seit jeher Lebensmittel in keramischen Gefäßen aufbewahrt. Das ist in unserer heutigen Zeit leider ein bisschen in Vergessenheit geraten. Ich habe diese alte Aufbewahrungsform in neuen, gestalterischen Boxen umgesetzt.

Warum sind Brot, Kartoffeln oder Zwiebeln gut in deinen Gefäßen aufgehoben?
Das Material Keramik eignet sich hervorragend, um Lebensmittel aufzubewahren, da es die Feuchtigkeit aufnimmt und wieder an die Lebensmittel abgibt. Die Lebensmittel werden zugleich dunkel und auch kühl gehalten, wodurch sie viel länger halten und ihr Aroma bewahren.

Wie wichtig ist dir als Designer die Nachhaltigkeit deiner Produkte?
Die Nachhaltigkeit beim Produktdesign spielt für mich eine wesentliche Rolle, vor allem bei den Brot-, Kartoffel- und Zwiebelboxen. Beim Herstellungsprozess entsteht kaum Abfallmaterial, es handelt sich um natürliche Rohstoffe, die lebensmittelverträglich sind. Sie dienen uns Menschen seit jeher, wir können sie einfach wieder entsorgen oder neu verwenden.

Warum ist auch die Art der Aufbewahrung in Keramikgefäßen nachhaltiger?
Die Lebensmittel müssen dadurch gar nicht oder nicht so viel in Kühlschränken aufbewahrt werden. Die keramischen Gefäße ersetzen sozusagen die Kühlung, beeinflussen die Transformation der Luftfeuchtigkeit, die Lebensmittel halten dadurch länger.