Sie läuft und läuft und läuft

Unikate aus Abfall: Vor dreißig Jahren produzierte FREITAG die erste Kuriertasche aus gebrauchten Lkw-Planen. Heute verarbeitet das Zürcher Unternehmen rund 350 Tonnen Alt-Plane im Jahr zu Taschen, Rucksäcken und Accessoires. Und forscht gleichzeitig an einer Zukunft ohne Müll, in der Materialien nicht entsorgt, sondern in Kreisläufen wiederverwendet werden.

Text: Jasmin Jouhar

Der Moment, in dem eine FREITAG-Tasche entsteht: Wenn die Person am Zuschnitt-Tisch die Schablonen auf der Lkw-Plane positioniert und die Einzelteile der Tasche ausschneidet. Ein prüfender Blick und ein paar beherzte Schnitte mit dem Cutter, und schon ist bei FREITAG in Zürich-Oerlikon eine neue Tasche in der Welt – wie alle anderen vor ihr ein Unikat, das aus dem Zusammenspiel des gebrauchten Materials und dem geübten Auge am Tisch entsteht. Dass die Taschen danach noch zusammengenäht, mit Verschlüssen und Gurten ausgestattet, geprüft und verpackt werden müssen – geschenkt. Der Moment am Tisch ist entscheidend: Die Designer*innen legen jedes Mal eigenständig fest, wie das FREITAG-Produkt aussehen wird. Jeden Tag, jede Woche, unzählige Male. Und das seit dreißig Jahren.

Denn 1993 gestalteten die Gründer Markus und Daniel Freitag in Zürich ihre erste Kuriertasche aus gebrauchten Lkw-Planen, Fahrradschläuchen und Sicherheitsgurten, heute ein ikonischer Entwurf. Mittlerweile fertigt das Unternehmen rund 400.000 Produkte im Jahr, darunter Umhängetaschen, Rucksäcke, Reisegepäck und allerlei Accessoires. Etwa 350 Tonnen ausrangierte Lastwagenplanen aus ganz Europa werden dafür geprüft, gewaschen und schließlich zugeschnitten. Mit der Upcycling-Idee, also gebrauchtes Material wiederzuverwenden, waren die Freitag-Brüder vor über dreißig Jahren wegweisend.

Doch darauf ruht sich das Unternehmen nicht aus: Nachdem vor einigen Jahren eine Bekleidungskollektion aus natürlichen, komplett biologisch abbaubaren Stoffen eingeführt wurde, arbeitet die Zürcher Marke im Moment an weiteren Projekten mit kreislauffähigen Materialien. Denn der große Haken an der herkömmlichen Plane: Sie besteht aus PVC, einem umstrittenen, nicht recycelbaren Kunststoff. Daraus Taschen zu fertigen, verlängert zwar die Dauer seiner Nutzung – zumal PVC äußerst strapazierfähig und reparierbar ist. Aber am Ende muss das Material doch verbrannt werden. Deswegen forscht FREITAG mit Partnern aus der Industrie an einer neuartigen Lkw-Plane aus recyclingfähigem Kunststoff, der „circular tarp“. Ein anderes Zukunftsprojekt ist ein Rucksack aus nur einem Material. Egal ob Reißverschluss, Fäden, Schnallen, alles besteht ausnahmslos aus Nylon, damit das Produkt nach Gebrauch in einem Stück zurück in den Materialkreislauf gelangen kann. Die klassische Kuriertasche gibt es natürlich weiterhin – solange Lkw mit bunt bedruckten Planen über unsere Straßen fahren.

Jede FREITAG-Tasche ist ein Unikat, das aus dem Zusammenspiel des Materials und dem geübten Auge am Tisch entsteht.

In den MAGAZIN-Läden in Stuttgart, Bonn und München gibt es ein breites Angebot von FREITAG-Produkten – und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. Denn MAGAZIN war einer der ersten deutschen Händler, der die Schweizer Marke ins Sortiment aufnahm. Die Partnerschaft hat sich bewährt, auch weil beide Unternehmen mit Blick auf Gestaltung und Materialnutzung eine ähnliche Haltung vertreten.

  • MAGAZIN kooperiert seit vielen Jahren mit FREITAG. Die smarte Idee dieser besonderen Art des Rezyklierens steckt in jeder Tasche, die die Freitag-Brüder entwickeln. Von der Robustheit bis zum Gebrauchswert versprechen die Gepäckstücke zurecht, Partner fürs Leben zu sein.

Bilder: @Freitag

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  • Klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Das neuartige Textil Bananatex besteht aus rein pflanzlichen Fasern, schont die Umwelt und ist zugleich robust und langlebig. Im MAGAZIN-Sortiment ist Bananatex in Form von Taschen und Bezügen für Polstermöbel vertreten.

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