NICHT WEIT VOM STAMM Massivholz ist am dichtesten dran am Baum: Aus dem ganzen Stamm geschnittene Bretter, Leisten oder Balken werden zu soliden, langlebigen Möbeln verarbeitet. Von feingeschliffen bis roh ist bei der Oberfläche alles erlaubt, Astlöcher und Risse je nach Geschmack durchaus erwünscht. Der Raffinesse sind indes keine Grenzen gesetzt, wie vor allem das japanische Handwerk mit seinen im wahrsten Sinne des Wortes ausgefeilten Holzverbindungen beweist. Was wir begrüßen: Neuerdings bekommt auch Schadholz mit all seinen Eigenheiten eine Chance.

BIEGEN STATT LEIMEN Dass sich Holz unter Einwirkung von Druck, Hitze und Feuchtigkeit entlang der Faserrichtung verbiegen lässt, weiß die Menschheit seit Jahrtausenden. Im 19. Jahrhundert perfektioniert, werden beim Bugholz-Verfahren massive Holzstäbe in Wasserdampf gekocht und dann in eine Form gebogen. Nach dem Abkühlen behält das Holz seine endgültige Gestalt. Möbel aus Bugholz bestehen häufig nur aus wenigen Teilen und kommen mit entsprechend geringem Materialeinsatz sowie ohne Leim und Bindemittel aus – das macht das Verfahren heute aktueller denn je.

SCHICHTWEISE KRAFT Multiplex-Platten sind die Kraftmeier unter den Holzwerkstoffen: Weil dafür mindestens fünf Lagen Furnier aus Birke oder Buche verleimt werden, ist Multiplex besonders stabil und belastbar. Zudem sind die Lagen über Kreuz geschichtet, das heißt, die Faserrichtung des Holzes verläuft jeweils um 90 Grad gedreht. Die Platten gibt es mit unbehandelter Oberfläche oder beschichtet, die phenolharzbeschichtete Variante ist als sogenannte Siebdruckplatte im Möbelbau beliebt. Ein naher Verwandter ist das Schichtholz, bei dem die Furnierlagen in derselben Faserrichtung miteinander verleimt sind.

IN SCHALE GEPRESST Über Kreuz verleimte Furniere lassen sich ähnlich wie Bugholz unter Druck und Wärme verformen – in speziellen Pressen und im industriellen Maßstab. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war die Technologie so weit entwickelt, dass die Möglichkeiten des Formholzes die Gestalter*innen regelrecht beflügelten. Die organisch geschwungenen Sitzschalen der 1950er- und 60er-Jahre sind zu Klassikern der Möbel­geschichte geworden.

PLATTENBAU Die mitteldichte Faserplatte oder kurz MDF ist eine Materialinnovation aus den 1980er-Jahren und besteht aus fein gemahlenen Massivholzfasern und einem synthetischen Bindemittel. Die hochverdichteten, homogenen Platten sind standfest, belastbar und punkten mit Flächenstabilität. In unbehandelter Form hat MDF eine fein strukturierte, holzfarbene Oberfläche. Als biege- und zugfester Plattenwerkstoff kommt es vielfach im Möbel- und Innenausbau zum Einsatz, es kann gefräst und beschichtet werden.